Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Hummeln, die Bienen im Pelzmantel

Hummel am Krokus : By Ichwarsnur (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]
Hummel am Krokus : By Ichwarsnur (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

Auch wenn im Frühjahr  die Temperaturen nachmittags auf 15 Grad oder mehr steigen, ist es morgens noch ziemlich frisch, oft weniger als 5 Grad. Zu wenig für die Honigbienen, die mindestens 10 Grad brauchen, um fliegen zu können. Aber wer brummt denn schon da am Vormittag im März?

Im zeitigen Frühjahr gehören dicke Hummeln zu den ersten Fliegern. Es sind Königinnen, die als Einzige aus ihrem Staat überlebt haben. Im März verlassen sie schon bei etwa 4 Grad  ihr Winterversteck im Boden. Dort haben sie, bis zu 30 cm tief eingegraben, überwintert. Hummelköniginnen können bereits ab 2 °C fliegen, da ihr dicker Pelz sie vor dem Auskühlen schützt und sie ausserdem in der Lage sind, ihren Körper zu beheizen: die zum Fliegen notwendige Körpertemperatur von 30 Grad wird durch Vibration der Brustmuskulatur erzeugt.

 

Hummel : By Kintaiyo (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons
Hummel : By Kintaiyo (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Hummeln sind soziale Insekten und mit den Bienen verwandt. Ein Hummelvolk besteht je nach Art aus etwa 50 bis 600 Tieren und einer Königin. Die Mehrzahl der Tiere sind Arbeiterinnen, daneben gehören zum Volk auch Männchen, die Drohnen genannt werden, sowie Jungköniginnen. Ein Volk überlebt in Europa nur einen Sommer und ist gewöhnlich im September abgestorben.

Drohnen und Arbeiterinnen erreichen in der Regel nur ein Alter von drei bis vier Wochen. Königinnen dagegen erreichen ein Alter von bis zu einem Jahr, von denen sie bis zu acht Monaten in Winterruhe verbringen.  Es überwintern einzig die begatteten Jungköniginnen, die im frühen Frühjahr des nächsten Jahres, allein auf sich gestellt, mit der Anlage eines Nestes beginnen.

 

So eine Jungkönigin hat im Frühjahr viel zu tun. Erstens muss sie genug Nektar sammeln, um sich und ihre Brut zu ernähren. Deshalb sucht sie rasch und laut brummend nach Nektar in den jetzt blühenden Blumen, zum Beispiel Schneeglöckchen und Krokusse.

Dann sucht sie sich einen geeigneten Platz, um ihr Nest zu bauen. In Erdlöchern, Mäusegängen, Mauern, hohlen Bäumen oder verlassenen Vogelnestern baut sie ihre Brutkammer aus Wachs und Baumharz und umgibt diese mit Moos. Die Larven leben von Nektar und Pollen und spinnen sich dann in Seidenkokons ein. Daraus schlüpfen dann zunächst die noch relativ kleinen Hummelarbeiterinnen. Erst später entstehen die anderen Formen (Männchen und Königinnen).

Der Königin können Sie helfen, indem Sie in Ihrem Garten einen Hummelnistkasten aufstellen. Hier finden Sie drei Varianten zum Selbstbau.  Eine Hummelburg kann man auch in Fachgeschäften kaufen.

Saugrüssel einer Hummel By Lung at de.wikipedia (own photo) [CC BY-SA 2.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Saugrüssel einer Hummel By Lung at de.wikipedia (own photo) [CC BY-SA 2.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Bei der Bestäubung unserer Blütenpflanzen sind Hummeln von großer Bedeutung. Aufgrund ihrer Fähigkeit Nektar auch aus langröhrigen oder gespornten Blüten zu entnehmen (ihr Rüssel ist länger als der der Bienen), sind sie für viele Pflanzen unersetzbare Bestäuber.


Sie fliegen den ganzen Sommer lang, auch noch an kühleren, bedeckten oder regnerischen Tagen unermüdlich von Blüte zu Blüte, wenn die sonnen- und wärmeliebenden Honigbienen sich schon längst zurückgezogen haben. Bei ungünstiger Witterung zur Zeit der Obstbaumblüte verdanken wir darum den größten Teil unserer Obsternte den Hummeln. Seit dem Ende der 1980er Jahre werden sogar Hummeln beim kommerziellen Anbau von Obst und Gemüse als Bestäuberinsekten eingesetzt.

 

Hummeln fliegen auch bei schlechtem Wetter Blüten an, um das Überleben ihres Volkes zu sichern, da ihre Nahrungsvorräte kleiner sind als die der Bienen. Sie ernähren sich von Pollen und Nektar, Die Arbeiterinnen decken ihren extrem hohen Energiebedarf über Nektar. Aus dem Nektar stellen Hummeln mit Hilfe körpereigener Enzyme Honig her, der aber für Menschen wegen der geringen Vorräte nicht interessant ist. Der Honig wird in leeren Brutzellen aufbewahrt.

 

Genau betrachtet sind Hummeln fleißiger als Bienen. Da Hummelnester  und -völker aber nur klein sind (einige hunderte Tiere in Vergleich zu mehreren tausenden bei einem Bienenvolk) und man ihre Waben auch nicht schleudern kann, um den Honig zu gewinnen, lohnt sich die Hummelzucht nicht. Wenn man die Hummeln allerdings dazu überreden könnte, große Staaten wie die Bienen zu bilden und stabilere Waben zu bauen, würde ein Hummelzüchter mehr als zehnmal soviel Honig ernten wie ein Bienenzüchter!

In aller Regel kehrt eine Hummel zu ihrem Nest zurück um dort zu übernachten. Vielleicht haben Sie aber in der Früh im Sommer Hummeln gesehen, die an Blüten starr festgeklammert sind. Das machen sie, wenn es abends schon zu dunkel ist, um in das Nest zurückzufliegen, und sie dann in einer Blüte übernachten. Genauso ist es, wenn sie vom Regen überrascht werden. In dem Fall hilft auch ihr Pelzmantel. Sie reduzieren ihre Körpertemperatur, um Energie zu sparen. Am Morgen, um wieder warm zu werden, zittern sie dann mit ihrer Flugmuskulatur oder nehmen einfach ein Sonnenbad.

 

Weil sie wichtige Bestäuber sind, stehen sie unter Schutz. Es gibt 36 Hummelarten in Deutschland.

Zu den häufigen Hummelarten gehören die Erdhummel, Gartenhummel, Ackerhummel, Baumhummel, Wiesenhummel und Steinhummel. Diese Hummelarten kommen alle im Garten vor.

Diese sechs Arten lassen sich relativ leicht auf Grund  der Farbe ihres Hinterteils und ihren Streifen bestimmen. Folgende einfache Bestimmungshilfe kann man ausdrucken und im Garten oder auf einer Wanderung mitnehmen. Viel Spaß! 

(Text: Patrick  Fantou )