Schwebfliegen in Gefahr: Was können wir tun?

Schwebfliegen sind meine treuen Begleiter bei der Arbeit als Naturfotografin. Wenn ich stundenlang draußen sitze und Ausschau halte, sind oft sie es, die mir die Wartezeit versüßen. Immer wieder schwirren sie vorbei und schauen scheinbar, wer ich wohl bin. Manchmal rasten sie auch kurz auf mir, um dann im nächsten Moment blitzartig weiterzuziehen.

Nun hat die IUCN (Weltnaturschutzunion) in einem Bericht für die EU-Kommission den Zustand der europäischen Schwebfliegen beschrieben. Dabei kam heraus, dass es den Schwebfliegen nicht gut geht - demnach sind 314 der in Europa 890 bekannten Arten in einer der drei höchsten Gefährdungskategorien eingestuft.

Was mich persönlich an der Berichterstattung stört, ist, dass es zumeist nur um ihre Rolle als Bestäuber und damit um ihre Wichtigkeit für uns Menschen geht. Ja, sie sind nach den Bienen die zweitwichtigsten Bestäuber für die Landwirtschaft und damit auch unglaublich wichtig für die Ernährungssicherheit von uns Menschen. Aber, und das sollte eigentlich im Fokus stehen, sie haben auch einen Wert einfach an sich. Auch ohne die Berücksichtigung ihres Wertes für uns.

Solange wir die Kategorien von „nützlich“ und „schädlich“, von „schön“ und „hässlich“ und von „wichtig“ und „unwichtig“ nicht überwinden, wird sich am schlechten Zustand unserer Natur nicht so schnell etwas zum Positiven verändern. Wir stehen gerade erst am Anfang dabei, zu verstehen, wie die Natur überhaupt funktioniert. Viele Zusammenhänge haben wir noch immer nicht verstanden, noch viel mehr gar nicht entdeckt. Erst wenn wir der Natur im Gesamten einen bedingungslosen Wert geben, haben wir den Weg geebnet, um Verbesserungen zu erreichen – schlussendlich für uns alle.

Zurück zu den Schwebfliegen: Die Ursachen für ihren teils dramatischen Rückgang sind vielfältig.
Eine wichtige Nahrung für die Schwebfliegenlarven sind zum Beispiel Blattläuse. Doch diese bekämpfen wir mit Gift und entziehen den Schwebfliegen damit die Lebensgrundlagen. Die intensive Landwirtschaft verursacht artenarme „Wüsten“, in denen kaum ein wild wachsendes Kraut zu finden ist und damit leider auch kaum eine Schwebfliege leben kann. Und auch eine nicht nachhaltige Forstwirtschaft, die leider in Deutschland in vielen Wäldern betrieben wird, trägt zum Rückgang bei. Der Klimawandel kommt nun noch als weitere Problematik dazu.

Die IUCN hat Auswege aufgezeigt. Demnach liegt eine große Verantwortung bei der Landwirtschaft. Hier müssen wir unbedingt naturnäher wirtschaften. Strukturreiche Feldrandbereiche mit heimischen Wildkräutern und Gehölzen wären ein guter erster Schritt. Gleiches gilt für die Forstwirtschaft. Wir brauchen mehr alte Bäume in unseren Wäldern, die Strukturen für Insekten bieten. Im Bezug auf die Schwebfliegen wäre hier zum Beispiel die Totenkopfschwebfliege zu nennen. Sie nutzt Wassertöpfe in alten Bäumen, um ihrem Nachwuchs einen guten Start ins Leben zu bieten. Genauso wichtig wäre aber auch, den Anteil an Totholz in unseren Wäldern zu steigern. Feuchtgebiete sind ebenfalls von großer Bedeutung und müssen geschützt werden. Gerade in Zeiten mit immer längeren Dürreperioden müssen wir Konzepte entwickeln, wie wir Wasser länger in der Landschaft halten können.

Diese Dinge müssen alle auf politischer Ebene entschieden und umgesetzt werden. Bleibt die Frage: Können wir daneben auch vor der eigenen Haustüre Verbesserungen herbeiführen? Die Antwort auf diese Frage fällt glücklicherweise positiv aus. Denn wir können auch im kleinen Rahmen einige Sachen tun, um den Schwebfliegen unter die Flügel zu greifen. Das einfachste ist, Gifte aus dem Garten zu verbannen. Außerdem können wir die Bepflanzung so gestalten, dass nicht nur wir einen schönen Garten, sondern auch Insekten einen Lebensraum finden. Die Möglichkeiten sind hier vielfältig. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle das Pfaffenhütchen. Dieses Gehölz ist gleich für eine ganze Reihe von Tieren interessant. Weil auf ihm oft einige Blattläuse leben, ist es auch für Schwebfliegen von Bedeutung. Beim Pfaffenhütchen lassen sich viele unterschiedliche Entdeckungen machen. Beobachten wir das Leben darauf, beginnen wir zu verstehen, wie in der Natur eins mit dem anderen zusammenhängt. Ein sehr spannender Mikrokosmos, der noch dazu wunderschön aussieht und jeden Garten aufwertet.

Bei mir im Garten steht seit Jahren ein großer Eimer mit Wasser. Zu Anfang war das nur Zufall. Ich hatte ihn einfach vergessen wegzuräumen, dann wurde etwas davorgestellt und er geriet in Vergessenheit. Irgendwann wollte ich ihn dann doch wegräumen und stellte fest, dass er mittlerweile besiedelt wurde. Schwebfliegen haben ihn entdeckt und als Kinderstube schätzen gelernt. Ich habe den Eimer nicht weggeräumt und er wird jedes Jahr wieder von Schwebfliegen angesteuert. Dies ist also ein weiterer Tipp zur Unterstützung von Schwebfliegen: Irgendwo im Garten ist sicherlich ein versteckter Ort, an dem ein Eimer mit für uns vielleicht eklig erscheinendem brackigem Wasser seinen Platz finden kann. Wichtig dabei ist, immer ein Brett als Ausstiegshilfe in das Wasser zu stellen. So wird vermieden, dass der Eimer zur Falle für Tiere wird. Sorgt man nun noch für ein reichhaltiges Angebot an heimischen Pflanzen, ist ein kleines Paradies für Schwebfliegen entstanden.

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