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Hummelsterben Warum liegen unter Linden im Sommer so viele tote Hummeln?

Tote Hummeln
Unter duftenden Linden finden sich im Sommer oft Hunderte tote Hummeln
© NABU/Peter Hildebrandt
Hunderte Hummeln, die unter Linden verenden: Lange wurde über die Ursache gerätselt. Fest steht: Die Tiere verhungern. Und die Bäume trifft keine Schuld

Es scheint mysteriös: Unter blühenden Linden finden sich im Juli und August oft Hunderte tote oder verendende Hummeln. Lange rätselten Gärtner, Naturfreunde und Forscher, wodurch das Sterben ausgelöst wird. Ist der Nektar der betörend duftenden Blüten vielleicht giftig für die Hummeln?

In den zuständigen Grünflächenämtern wurde sogar erwogen, die betreffenden Bäume den Hummeln zuliebe zu fällen. Anfang der 1990er Jahre erreichte die Hatz auf den angeblichen Hummelfeind einen Höhepunkt. 1993 konnte man in den Westfälischen Nachrichten lesen, die Stadt Bielefeld sein nun frei von Silberlinden.

11.000 tote Hummeln, aber kein Gift im Körper

Die Entwarnung kam für viele unschuldige Stadtbäume zu spät. In den 1990er Jahren hatten Forscher aus Münster 11.000 tote Hummeln gesammelt. Und kein Gift in deren Körper gefunden. Eine Studie aus dem Vereinigten Königreich kommt zu demselben Ergebnis: Der Nektar der spät blühenden Linden, wie der Silberlinde Tilia tomentosa und der Krim-Linde Tilia euchlora, ist für Hummeln ungiftig. Allerdings fanden die britischen Forscher Hinweise auf Koffein im Linden-Nektar. Der ist für die Insekten zwar nicht giftig, könnte sie aber bei der Futtersuche zu Blüten leiten, die weniger ergiebig sind als gedacht. Und genau das könnte für viele Hummeln im Hochsommer, wenn sich das Nahrungsangebot ohnehin dramatisch verschlechtert, zum tödlichen Problem werden.

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Hummeln landen schon geschwächt auf den Linden

Hummeln legen, anders als Bienen, kaum Nahrungsvorräte an. Da wird es für sie in Gegenden, die von der modernen Landwirtschaft geprägt sind, schnell eng. Denn hier finden sie kaum noch geeignete Futterpflanzen. Und auch in den Gärten wachsen oft Arten, die vor allem schön anzusehen sind, aber der heimischen Insektenwelt wenig zu bieten haben.

Die Hummeln retten sich also schon halb verhungert zu den duftenden Linden – und treffen dort auch noch auf eine starke Konkurrenz von anderen Hummeln und Bienen. Sie sterben völlig entkräftet. Die Rettung kommt schlicht zu spät. Umweltverbände fordern darum seit langem eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft mit Mineraldünger und Pflanzengiften. Als Hobbygärtner können Sie den Tieren vor allem mit Wildpflanzen, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch viel Futter für Nektarsammler bereithalten. Hier erklären wir, wie die Wildblumenwiese gelingt:

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