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Verhalten Hummeln sind viel schlauer als gedacht

Hummel
Hummeln können, was sonst nur Menschen und andere "schlaue" Wirbeltiere können
© Maciej Olszewski / Shutterstock
Die als etwas tapsig geltenden Insekten verfügen über erstaunliche Fähigkeiten. Nun verblüfften Hummeln die Wissenschaft erneut: In einer Studie konnten Forscher nachweisen, dass die Insekten Formen, die sie mit dem einem Sinn kennengelernt haben, mit einem anderen wiedererkennen

Stellen Sie sich vor, es ist stockdunkel, aber das Licht auf Ihrem Nachttisch geht nicht. Also tasten Sie nach Ihrer Armbanduhr. Und finden sie. Was ziemlich normal klingt, ist in Wirklichkeit eine erstaunliche Leistung unseres Gehirns. Forscher sprechen auch von "crossmodalem Transfer": Wir wissen, wie ein Gegenstand aussieht – und können uns vorstellen, wie er sich anfühlt. Andersherum könnten wir aber auch einen Gegenstand, den wir nie gesehen, aber ertastet haben, mit den Augen wiedererkennen. Unser Gehirn ist in der Lage, nacheinander die Erfahrungen des eines Sinnes in die eines anderen zu "übersetzen". Wir haben, anders gesagt, ein Konzept von Gegenständen, das beide Erfahrungen vereint.

Bislang dachte man, diese Fähigkeit sei Menschen und einigen weiteren schlauen Wirbeltieren, wie Delfinen oder Ratten, vorbehalten. Jetzt zeigt sich: Auch Insekten können es. Hummeln, um genau zu sein.

Hummeln erkennen Formen wieder

In einem Versuch konfrontierten Forscher zwei Gruppen von Hummeln mit unterschiedlichen Formen: kleinen, quader- oder kugelförmigen Behältern, von denen je eine Form mit einer leckeren Zuckerlösung gefüllt war. Im ersten Raum machte sich die eine Gruppe der Insekten in vollkommener Dunkelheit tastend mit den Formen vertraut. Im zweiten konnten die Hummeln die Futterspender durch eine durchlöcherte Plexiglasscheibe nur sehen – aber nicht betasten. Nun kehrten die Forscher die Versuchsbedingungen um. Die Insekten, die die futterspendenden Behälter ertastet hatten, flogen die jeweilige Form auch an, wenn sie sie nur sehen konnten. Die Hummeln, die die Futterquellen dagegen nur gesehen hatten, ertasteten sie im Dunkeln richtig und gelangten zielstrebig zu der Leckerei.

Hummel beim Formen-Test
Hummeln, die im ersten Versuchsdurchgang (im Dunkeln) runde Formen als Futterspender kennengelernt hatten, flogen auch bei Tageslicht zuerst auf die Kugeln
© Lars Chittka

Das ist umso erstaunlicher, als das Hirn einer Hummel nur einen winzigen Bruchteil der Größe eines menschlichen Gehirns hat. Doch obwohl das Bienenhirn nur rund eine Million Nervenzellen umfasst – das menschliche kommt immerhin auf 86 Milliarden – gelten Bienen (zu denen die Hummeln gehören) schon länger als die Schlaumeier im Reich der Insekten. So können sie etwa addieren und subtrahieren, das Konzept der „Null“ verstehen und Gesichter wiedererkennen.

Die Forscher schlussfolgern in der Zeitschrift "Science": "Ähnlich wie Menschen und andere Tiere mit einem großen Gehirn, können Insekten mit verschiedenen Sinnen erlangte Informationen zusammenführen zu einer umfassenden Gestaltwahrnehmung der umgebenden Welt." Und sind damit weitaus schlauer, als bislang angenommen.

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