Die wichtigsten Fragen, Antworten – und Tipps

Warum aktuell so viele tote Hummeln unter Bäumen liegen – und wie man das verhindern kann

Hummeln benötigen Nektar, um sich selbst und ihre Brut zu ernähren. Es ist aber nicht immer genug Nahrung vorhanden – deswegen verhungern die Tiere im Sommer oftmals.

Hummeln benötigen Nektar, um sich selbst und ihre Brut zu ernähren. Es ist aber nicht immer genug Nahrung vorhanden – deswegen verhungern die Tiere im Sommer oftmals.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben jahrzehntelang versucht, herauszufinden, warum im Sommer so viele Hummeln unter Bäumen – vor allem unter Linden – verenden. Die Theorien reichten von giftigem Baumnektar bis hin zu altersschwachen Hummeln. Erst seit einigen Jahren ist klar, warum die Hummeln wirklich verenden.

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Warum liegen aktuell tote Hummeln unter den Bäumen?

Normalerweise werden Hummeln etwa zwei Monate alt. Die toten Hummeln unter den Bäumen sind aber nicht alt – es sind teilweise noch junge Tiere. Das Sterben hat auch nichts mit dem Alter zu tun – die Tiere verhungern. Und das hat einen ganz simplen, wenn auch traurigen Grund. „Die Hummelvölker wachsen bis zum Juni – im Juli ist dann Hochsaison bei den Tieren und die Nester sind richtig voll“, sagt Daniela Franzisi vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Ein Staat könne dann locker bis zu 600 Tiere umfassen. Franzisi erläutert, dass die zahlreichen Hummeln versorgt werden müssen – vor allem auch die Brut, die sich teilweise noch im Nest befindet. „Hummeln sind darauf angewiesen, dass sie immer ausreichend Nahrung zur Verfügung haben“, sagt Franzisi. Das Hummelsterben sei vor allem darauf zurückzuführen, dass Hummeln nicht die Möglichkeit haben, Reserven zu speichern.

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Und das erklärt sich folgendermaßen: Im Hochsommer sind die Nester voll, es wird viel Nahrung benötigt – diese ist aber häufig nicht vorhanden. Linden sind im Sommer die Hauptnahrungsquelle von Hummeln, weil andere Pflanzen zu dieser Zeit nicht ausreichend Nährstoffe liefern. „Wenn sich dann alle Hummeln auf die Linden konzentrieren, entsteht so eine Nahrungsknappheit“, sagt Franzisi. Hummelarbeiterinnen sind ständig damit beschäftigt, sich selbst und auch die Brut mit Nahrung zu versorgen. Wenn die Hummeln dann zu lange auf der Suche nach Nahrung sind, haben sie irgendwann keine Energie mehr – und verhungern.

Warum betrifft das Hummelsterben vor allem Linden?

Die toten Hummeln lassen sich vor allem unter Lindenbäumen finden – allen voran unter der Silberlinde. Das liegt daran, dass die Bäume und die Blüten der Silberlinde zwar intensiv duften – aber kaum Pollen und Nektar für die Hummeln bieten, heißt es bei der „Aktion Hummelschutz“. „Zu dieser Zeit haben die anderen Blumen und Bäume nicht mehr so viele Blüten – die Silberlinde ist dann oft der Rettungsanker für Hummeln, um sich mit Nahrung zu versorgen“, erklärt Franzisi. Die Nahrung reiche aber leider nicht.

Bienen – warum sind sie so wichtig?

Der Lebensraum der Insekten ist bedroht, sie finden kaum Nahrung. Hobbygärtner können aber helfen, indem sie ihren Garten bienenfreundlich gestalten.

Betrifft das Hummelsterben alle Hummelarten?

In Deutschland gelten laut der „Aktion Deutschland summt“ 41 Hummelarten als heimisch. In unseren Gärten und Parks lassen sich aber nur sieben Hummelarten beobachten. „Dazu gehört etwa die Erdhummel“, sagt Franzisi. Und ebendiese ließe sich aktuell auch oft unten den Bäumen finden. Das liege Franzisi zufolge daran, dass die Erdhummel sehr große Völker bildet und dann im Hochsommer Probleme bekommt, genug Nahrung zu finden.

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Ist das Hummelsterben überall gleich ausgeprägt?

Dass Hummeln verenden, weil sie verhungern, lässt sich vor allem in den Städten beobachten. Und das aus gutem Grund, erklärt Franzisi: „Einerseits sind vor allem in den Städten viele Lindenbäume vorhanden und andererseits finden sich gerade in den Städten oft auch Gärten, die keine ausreichende Pflanzenvielfalt für die Hummeln anbieten.“

Wie kann man helfen?

Je mehr Gärten insektenfreundliche Pflanzen stellen, desto besser ist auch die Nahrungssituation für die Hummel. Damit Hummeln und andere Insekten im Sommer gut versorgt sind, empfiehlt Franzisi daher, auf eine Vielzahl von Pflanzen zu achten. In den Gartencentern finden sich heute oft Abteilungen, die auf „bienenfreundliche Pflanzen“ spezialisiert sind.

„Die bringen nicht nur Bienen etwas, sondern auch den anderen Insekten – wie etwa Hummeln“, erklärt Franzisi. Das könnten etwa eine Nachtkerze oder Natternkopf sein – die Auswahl für diese Pflanzen wächst stetig, denn viele Menschen haben die Notwendigkeit erkannt, dass Insekten Unterstützung brauchen.

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Keine Sorgen um Wespen machen

Dazu ist der Nabu-Fachfrau zufolge auch keine riesige Fläche nötig – die richtigen Pflanzen können den Insekten auch auf kleinen Balkonen helfen. Wer sowieso Kräuter zieht, könne die auch einfach mal blühen lassen, um Hummeln zu helfen. „Wenn Schnittlauch blüht, kommen schöne lilafarbene Blüten“, erklärt Franzisi. Das sei schön fürs Auge – und sehr hilfreich für die Hummeln.

Diese Tipps helfen beim Vertreiben von Wespen

Wer ungebetene Gäste bei der Grillparty vermeiden will, der sollte vorsorgen und Wespen von vornherein fernhalten.

Auch wenn durch die Pflanzen auch andere Insekten angezogen werden, muss man sich übrigens keine Sorgen machen, dass der ganze Garten plötzlich voll mit Wespen ist. „Gerade Wespen benötigen andere Nahrungsquellen und sind neben Nektar und Pollen auch auf reife Früchte und Pflanzensäfte, aber auch auf Insekten und tote Kleintiere angewiesen.“ Die bienenfreundlichen Pflanzen seien für diese Tiere daher gar nicht so interessant.

Hummelvilla im eigenen Garten

Wenn es draußen richtig heiß ist, wird uns schon von klein auf beigebracht, ausreichend zu trinken. Das gilt aber nicht nur für uns Menschen. „Gerade im Hochsommer ist es auch für Hummeln wichtig, an Wasser zu kommen“, erklärt Franzisi. Dazu bietet es sich an, auf dem Balkon oder im Garten eine Wassertränke für die Tiere aufzustellen. Dafür sei auch nicht viel nötig – eine flache Schale mit frischem Wasser reiche schon aus. „Wichtig ist aber noch, ein paar Steine oder Schneckenhäuser ins Wasser zu legen, damit die Hummeln sich daran festhalten können, falls sie doch einmal ins Wasser fallen“, sagt Franzisi. Hummeln können einzelne Wassertropfen übrigens auch in ihr Nest transportieren.

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Auch hilfreich für die Tiere ist es, eine Hummelvilla aus Holz zu bauen. Hummeln leiden oft unter Platznot und erhalten so eine sichere Umgebung. Ein schöner Nebeneffekt: Man kann die kleinen Tiere aus der Nähe sehen und sie bei der Aufzucht ihrer Junge beobachten.

Insekten helfen – und ruhig mal faul sein

Die Hummelvilla gibt es Franzisi zufolge zwar teilweise zu kaufen, mit ein wenig handwerklichem Geschick lässt sie sich aber auch selbst bauen. Auf der Seite des Naturschutzbundes lässt sich eine Anleitung für die Villa finden.

Wer den Hummeln und anderen Insekten helfen möchte, darf auch ruhig mal etwas faul sein. „Damit Hummeln sich wohlfühlen, muss ein Garten nicht perfekt aufgeräumt sein“, sagt Franzisi. Die kleinen Tiere machen es sich nämlich auch gerne in verlassenen Mäusenestern gemütlich. Der Natur einfach ein bisschen Raum zu lassen, kann daher schon viel helfen – und keine Angst, Hummeln stechen wirklich nur im äußersten Notfall.

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